QplusAlter: Individuelles Unterstützungsnetzwerk für ältere Menschen
Seit 2011 fördert die NORDMETALL-Stiftung Projekte im Themenbereich Sozialraumorientierung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Bei QplusAlter helfen seit 2019 Lotsinnen älteren, unterstützungs- und pflegebedürftigen Menschen im Bezirk Hamburg-Nord, ein möglichst selbstbestimmtes und sozial integriertes Leben zu führen.
Demografischer Wandel, Fachkräftemangel in der Pflege, steigende Kosten – welche neuen Methoden und Strukturen brauchen wir, damit ältere Menschen und pflegende Angehörige möglichst selbstbestimmt und selbstständig leben können? Ziel des Projekts ist es, dass ältere Menschen nach ihren Vorstellungen leben können, und ein passendes Unterstützungsnetzwerk aus Nachbar:innen, Freund:innen, Familie und Beratungsstellen entwickeln können. Dabei geht es immer auch um die Frage, welche Interessen die älteren Menschen haben, sich für andere zu engagieren.
Der Ansatz QplusAlter stärkt so die Selbstwirksamkeit der Menschen – trotz zunehmender Einschränkungen. Angesprochen sind zunächst Bürger:innen des Bezirks Hamburg-Nord.
QplusAlter übernimmt die Grundidee des Sozialraumprojekts Q8 – neue Unterstützungsformen im Quartier zu ermöglichen – und wirkt auf drei Ebenen:
- Die individuelle Ebene: Sogenannte Lotsinnen entwickeln gemeinsam mit älteren Menschen und ihren pflegenden Angehörigen einen individuellen Unterstützungsmix. Dabei werden die Möglichkeiten der Menschen selbst sowie technische Hilfen und Ressourcen des sozialen Umfelds mit einbezogen. Das stärkt Nachbarschaftsstrukturen und fördert bürgerschaftliches Engagement.
- Die Sozialraum-Ebene: Zum einen erhalten die älteren Menschen Kenntnis von und Zugang zu vorhandenen Ressourcen, Netzwerken und Angeboten im Quartier und können diese selbst auch weiter entwickeln. Gemeinsam werden die entsprechenden Unterstützungsnetzwerke, in die z. B. Vereine und Kirchengemeinden, Ärzt:innen und Pflegedienste einbezogen werden, etabliert. Zum anderen übermittelt das Projekt Versorgungslücken im Quartier an strategische Akteur:innen vor Ort und in Verwaltung und Politik.
- Die gesellschaftliche Ebene: Das Projekt erprobt modellhaft neue Unterstützungssettings und gibt Impulse, Strukturen im Gesundheits- und Pflegebereich strategisch weiter zu entwickeln.
Im Laufe des zunächst bis 2021 angelegten Projekts sollen rund 400 Menschen beraten und begleitet werden. Perspektivisch soll die Wirkung von QplusAlter auch für Quartiere in ländlichen Räumen erkundet werden.
Die NORDMETALL-Stiftung stellt insgesamt 240.000 Euro für den Förderzeitraum von 2019 bis 2021 bereit. Innovativen Projekte benötigen neben der Förderung auch ein Netzwerk strategischer Partner:innen. Deshalb freuen wir uns, dass die SKala-Initiative, die Karin und Walter Blüchert Gedächtnisstiftung und die Homann-Stiftung sich für QplusAlter engagieren sowie über den gemeinsamen Dialog mit der Hamburger Sozialbehörde, der AOK Rheinland/Hamburg, der BARMER, dem Bezirksamt Hamburg-Nord sowie der Diakonie Deutschland und dem Diakonischen Werk Hamburg.
Gemeinsames Ziel ist es, neue Unterstützungsformen für Ältere zu erproben. Mit QplusAlter verbessern wir die Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen und stärken so den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
[/akkordion]Wie geht QplusAlter? Zum Beispiel so: Von der Blume im Garten zum selbstorganisierten Smartphone-Kurs
Bei einem Spaziergang entdeckt eine ältere Frau eine Blume. Weder sie noch ihre QplusAlter-Lotsin kennen den Namen der Pflanze. Die Lotsin zückt ihr Smartphone und zeigt der Klientin die App „Flora Incognita“, mit der man Blumen bestimmen kann. Das begeistert die alte Dame so sehr, dass sie auch ein Smartphone nutzen möchte. Die Lotsin macht sie auf den Verein „Wege aus der Einsamkeit“ aufmerksam, der Smartphone-Schulungen für Senioren anbietet. Dafür müssen sechs Interessierte zusammenkommen. Vier Nachbarinnen findet die Klientin selbst, einen Kontakt vermittelt die Lotsin.
Das Beispiel zeigt: Neue Unterstützungsarrangements gelingen, wenn sie an der Lebenswelt, den Interessen und der Energie der Klienten anknüpfen und sich verschiedene Bausteine kreativ neu verbinden lassen.
Auch die Geschichte von Erika Meger zeigt eindrucksvoll, wie QplusAlter wirkt.
